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Druck - Wut - Schmerz - Auflösung.

Ein Einblick in mein (Innen-) Leben.

Vor über vier Jahren begann ich eine Schule zu gründen.
Mein Ziel: selbstbestimmtes Lernen von innen und eine bedürfnisorientierte Umgebung für (meine) Kinder zu erschaffen, in der sie, vielseitig angeregt, ihr volles Potential entfalten können.

Ich plante, diese Schule innerhalb von drei Jahren zu gründen. Dadurch entstand in mir jedoch ein enormer Druck. Ich startete mit dem Gedanken „Ich kann alles schaffen was ich will.“ Und ich tat auch so ziemlich alles, was es bei einer Gründung zu tun gibt, allein.

Da war das „Kernteam“ aber mit Menschen, die entweder nicht die Fähigkeiten, die Motivation oder nicht die Zeit hatten, all das zu tun, was es zu tun gab. Mein Druck verwandelte sich langsam in Frust und Wut…

Ich war stolz und erhöhte mich selbst mit dem Gedanken, eine Schulgründerin zu sein. Ich nahm mich wichtig. Es gab mir Selbstbewusstsein. Es war wie ein Spiel.

Die Monate in denen ich das Konzept schrieb, waren wie ein Rausch. Morgens um 4:30 Uhr saß ich am Küchentisch („Hoffentlich schlafen die Kinder noch zwei Stunden“), lass und schrieb und wurde regelrecht von Begeisterungsstürmen geschüttelt.
Ich fühlte mich wie ein Trichter. Ich channelte quasi unser Konzept. Es floss aus dem Universum durch mich aufs Papier. Es war berauschend.

Aber der Druck blieb und wurde immer unerträglicher. Das Schlimmste war, dass ich den Wert hatte, „Wertschätzung“ zu leben. Daher konnte ich mir gar nicht erlauben wütend zu sein. Aber ich war wütend – ob ich nun wollte oder nicht. Ich war wütend auf die anderen (so dachte ich), dass sie so wenig taten und mich alles allein machen ließen. Mein innerer Druck stieg und stieg.

Dann kam die Erkenntnis: Die Wut war da. Ich hörte auf sie zu unterdrücken und erlaubte mir, sie wirklich da sein zu lassen. Ich begann meiner Wut in einem malerischen Prozess Ausdruck zu verleihen und sie in Bilder fließen zu lassen.

Als auf diese Weise, nach einer Woche, mein Überdruck an Wut abgeflossen war und der Nebel sich lichtete, konnte ich durch die Wut hindurch schauen – und sah wieder klar. Ich sah die Menschen aus dem Kernteam als das was sie waren, konnten und taten – ohne meinen Filter aus Projektionen und Erwartungen. Und da kam auch die Wertschätzung wieder. Was für eine Befreiung!

Dazu drehte ich meinen Vorwurf „ihr macht zu wenig“ um und erkannte, dass ICH ZU VIEL tat. Ich tat so viel, dass mein Leben einerseits nicht mehr in Balance war, und dass andererseits kein Platz mehr für andere Menschen war, sich in den Raum „Schulgründung“ hinein auszudehnen, um Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.

Das war ein wichtiger Erkenntnisschritt für mich und das ganze Team. Langsam begann ich mich in den Prozess zu entspannen und das Tempo rauszunehmen.

Die Vision, von einem neun Bildungsort, war größer als ich, war nicht ‚meins‘. Langsam begann bei mir der Prozess von „Anka gründet eine Schule“ hin zu „Wir wirken darauf hin eine gemeinsame Vision zu realisieren und jeder gibt sein Bestes“. Aus meinem Ego getriebenen Spiel, war eine ernstzunehmende Initiative geworden, auf die viele Menschen ihre Hoffnung setzen.

Eine andere wichtige Phase ganz zu Anfang war, in unserem Team wirklich auszusprechen, was jeder wollte und bereit war zu tun. Als es galt notwendige Verbindlichkeiten zuzusagen, sprang die Hälfte des Teams ab.
Diese Erfahrung hab ich seither immer wieder gemacht. Es gibt viele Menschen die WOLLEN aber wenig Menschen die, aus den verschiedensten Gründen, TUN KÖNNEN.

Auch wenn manchmal noch der Frust darüber bei mir hochkommt, sehe ich inzwischen doch auch, dass ich da einfach Glück bzw. eine besondere Fähigkeit habe. Ich habe eine Vision und einen Herzenswunsch. Ich spüre meinen Seelenplan und ich habe die Fähigkeiten und die Energie, diese in die Tat umzusetzen. Darauf bin ich stolz und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich durfte lernen, dass ich trotzdem das Herz, die Quelle und der Motor dieser Initiative war. Ohne mich, wäre es so nicht gegangen. Ich durfte lernen, dass meine anfängliche Vorstellung davon, dass wir als ein Team gemeinsam die Last und Verantwortung tragen würden, romantisches Wunschdenken war.

Eine Initiative kann nur dann erfolgreich sein, wenn es diesen einen Menschen, die Quelle, gibt. Das heißt nicht, dass dieser Menschen alles selbst tun muss, im Gegenteil. Und es heißt auch nicht, dass das ein besonders privilegierter Posten ist. Im Gegenteil. Als Quelle bist du Reflexionsfläche für andere und vor allem eine Dienerin des Projektes. Es bedeutet, dich immer weiter aus deinen Egothemen zu lösen und in eine selbstlose Hingabe zu gehen.

Ich muss gestehen, für mich war und ist das kein leichter Weg. Besonders „Nutznießer“, die WOLLEN aber nicht TUN, weil sie ja so mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, triggern nach wie vor mein inneres trotziges Kind, und ich darf weiterhin lernen, mir selbst Anerkennung und Wertschätzung geben. Denn solange ich dafür auf mein Außen angewiesen bin, bin ich nicht frei.

Diesen September, über vier Jahre später, wollten wir starten. Alles war bereit:
Ein pädagogisches Konzept.
Ein Finanzkonzept.
Ein Gebäude.
Anmeldungen und
Lernbegleiter.

Aber dann wechselte Anfang des Jahres die Sachbearbeiterin im, für unsere Genehmigung zuständigen Regierungspräsidium, und diese neue Dame, im Gegensatz zu dem vorherigen Sachbearbeiter, mit dem wir bis dato zwei Jahre im Prozess waren, hat uns die Genehmigung für 2022 verweigert.
Sie sieht in unserem Konzept weder ein „besonderes pädagogisches Interesse für die Gesellschaft“ (was juristisch bewiesen werden muss) noch glaubt sie, dass die Kinder an unserer Schule einen gleichwertigen Bildungsstand nach der 4. Klasse hätten („Wie sollen denn Kinder rechnen lernen, wenn man sie nicht dazu zwingt?“…).
(Aus eben diesem Grund versucht sie auch gerade eine andere Freie Schule, die seit 18 Jahren besteht(!) zu schließen…)

Ja, da wartet ein Wutfeld darauf gefüttert zu werden.
Ja, da bietet es sich an, in die Opferrolle zu schlüpfen – und eine Weile habe ich mir beides erlaubt. Denn Wut und Ohnmacht habe ich gefühlt und ich habe ihnen Raum gegeben – wohl wissend, dass mich beides unfrei macht.

Und dann habe ich neu gewählt:
Ich habe gewählt, das Ganze aus einer höheren Perspektive zu sehen:
Mein persönliches Bewusstsein ist an einer anderen Stelle als das Kollektivbewusstsein unserer Gesellschaft – von der ich ein Teil bin.
Ich weiß, dass Bewusstsein sprunghaft wächst. Es braucht eine kritische Masse von 3-5%, damit ein neues Paradigma entstehen kann. Ich glaube, wir sind nah dran.

Dazu kam der persönliche Schmerz als Mutter, meinem nun endgültig schulpflichtigen Sohn, noch nicht den Bildungsraum geben zu können, den ich ihm wünsche.

Auch da habe ich neu gewählt: ich habe meine Bewertung zurückgenommen und ermögliche ihm nun seine Erfahrungen an einer Waldorfschule zu machen (in der ich selbst als Lehrerin gearbeitet habe).

Ich traue ihm zu, das auf seine Weise zu meistern und auch eventuelle „Schäden“ später wieder transformieren zu können. Denn ich konnte das auch. Und ich helfe täglich anderen Eltern dabei, sich auch aus ihrer Er-ziehung wieder zu befreien. Das geht. Nichts geht verloren.

Mein Sohn ist die ersten sieben Jahre seines Lebens Jahre Kita-frei und bedürfnisorientiert aufgewachsen und sehr in der Natur verwurzelt. Ihn wird so schnell nichts unwiederbringlich verbiegen.

Erkenntnis entsteht aus Schmerz und Erfahrung. Das ist das Leben. Jeder Mensch kann damit umgehen lernen. Erst unsere Bewertungen machen daraus unnötiges Leid.

Wie geht es weiter?
Ich fließe weiter. Um die Hindernisse herum. Nicht gegen den Strom – das kostet zu viel Energie. Wie ein Fluss, fließe ich unaufhaltsam meiner Bestimmung zu. Ich kann meinen Weg und mein Ziel verändern, aber nicht meine Bestimmung.

Meine Bestimmung ist es, Räume für wahre Menschwerdung und volle Potantialentfaltung zu eröffnen. In mir, in dir und für unsere Kinder.

Nichts ist zu gut um wahr zu werden. Es ist alles eine Frage der Zeit.

Unser neues Bildungsraum wird entstehen. Noch besser und leichter, als es diesen September möglich gewesen wäre. Das Universum ist immer FÜR uns.

Und genauso wichtig wie die frei-Räume für unsere Kinder, ist es, dass wir Eltern und Lernbegleiter*innen unsere inneren Räume entrümpeln und von Er-ziehung befreien.

Das ist der erste Schritt. Sonst werden auch die neuen Bildungsräume zu neuen Gefängnissen der Seele und des Geistes und zu Friedhöfen unseres menschlichen Potentials.

Und das Wichtigste zum Schluss: Schule ist nicht wichtig.

Wichtig ist, was wir TROTZ Schule lernen.