Warum 3-jährige nicht empathiefähig sind
Eltern erwarten oft zu viel von ihren Kindern und trauen ihnen andererseits zu wenig zu. Eine Sache, wo sie häufig zu viel erwarten, ist die Empathiefähigkeit. Ich erkläre in diesem Artikel warum 3-jährige nicht empathiefähig sind.
Gefühle erkennen vs Empathie
Es ist ein Unterschied, ob Kinder die Gefühle von anderen erkennen können oder ob sie tatsächlich empathiefähig sind.
Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle UND die Perspektive eines anderen zu verstehen und zu teilen.
Kinder ab ca. drei Jahren beginnen die Gefühle ihrer Mitmenschen zu erkennen, sind aber in der Regel noch nicht in der Lage, die Perspektive anderer Menschen zu verstehen, was eine wichtige Komponente der Empathie ist.
Nachahmung
Alles was bei Kindern unter drei Jahren an liebevollem Verhalten gezeigt wird, ist zurückzuführen auf die Spiegelneuronen bzw. die Nachahmungsfähigkeit der Kleinen.
Dieser Prozess der Nachahmung ist ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Durch Nachahmung erwerben Kinder neue Fähigkeiten und lernen neue Eigenschaften, um sich anzupassen und anzufreunden. Eine im Jahr 2000 veröffentlichte Studie des National Institute of Child Health und Human Development fand heraus, dass Kinder unter zwei Jahren ein besonders hohes Maß an Nachahmung zeigten.
Beim Nachahmen liebevoller Gesten wie Umarmungen, Küssen und Schmusen spielen Empathiefähigkeit und emotionale Intelligenz der Eltern oder Bezugspersonen eine entscheidende Rolle. Eine Studie der University of Toronto ergab, dass Kinder, die dazu ermutigt werden, liebevolle Gesten nachzuahmen, bessere Empathiefähigkeiten entwickeln und ein höheres Maß an Mitgefühl zeigen. Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie ein liebevolles und empathisches Verhalten vorleben. Lese dazu auch warum es vielen Eltern manchmal schwer fällt emphatisch zu bleiben und was sie tun können, um ihre Wut besser zu regulieren. Selbstregulationsfähigkeit von Eltern
Empathie entwickelt sich frühestens ab 4 Jahren
Erst im Alter von vier bis sieben Jahren beginnen Kinder die Fähigkeit zu entwickeln, die Gefühle UND die Perspektive anderer zu verstehen, was als eine frühe Form der Empathie angesehen wird.
Eine weitere Studie von Forschern der Universität von Kalifornien in Los Angeles ergab, dass Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren in der Lage sind, zu unterscheiden, ob ein Gefühl als angenehm oder unangenehm bewertet wird und dass sie versuchen, dem anderen zu helfen, wenn er sich schlecht fühlt.
Aus diesen Studien können wir schließen, dass Kinder im Alter von drei Jahren zwar Gefühle erkennen, aber keine richtige Empathie in dem Sinne entwickeln, dass sie die Perspektive des anderen einnehmen können. Von ihnen zu erwarten, dass sie sich in ihre Eltern hineinversetzen und Rücksicht auf sie nehmen könnten, wird 3-Jährigen nicht gerecht. Eltern die damit nur schwer umgehen können, möchte ich einladen, sich mit dem Thema Entwicklungstrauma auseinanderzusetzen.
Abonniere gern meinen Newsletter und erhalte exklusive Inhalte direkt in dein Postfach.
Quellen:
1. Institut für Kognitive Entwicklung, Universität Zürich, „Kinder im Alter von drei Jahren können Gefühle anderer erkennen, aber keine echte Empathie entwickeln“ (2020)
2. Universität von Kalifornien, Los Angeles, „Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren können Gefühle anderer erkennen und helfen, wenn nötig“ (2020)
3. Luby, J., Belden, A., Sullivan, K., Crocker, A., & Barch, D. (2020). Cognitive Development of Empathy: A Review. Clinical Psychological Science, 8(3), 722-737
#empathie #kinder